Die Rentendiskussion geht weiter

Die Bundesregierung hat wichtige Entscheidungen für die Zukunft der Rente getroffen. Das Reformpaket lässt aber auch noch viele Fragen offen. Grund genug, nochmals genauer hinzusehen – drei Fragen und Antworten.

Der demografische Wandel in Deutschland wird zunehmend spürbar: Die Rentenbezugszeiten werden immer länger – die Einzahler ins Rentensystem weniger. Viele Deutsche wissen mittlerweile auch, dass das gesetzliche Versorgungsniveau ohne zusätzliche Altersvorsorge in den kommenden Jahren deutlich zurückgeht. Zugleich erscheint die Warnung vor akuter Altersarmut in der Breite der Bevölkerung aber überzogen – und teilweise dem beginnenden Wahlkampf geschuldet.

Drei wichtige Fragen und Antworten zu den jüngst vorgestellten Reformplänen von Arbeitsministerin Andrea Nahles:

Ein wichtiges Ziel ist, das Rentenniveau dauerhaft stabil zu halten. Das soll eine so genannte doppelte Haltelinie erreichen: Das Rentenniveau soll bis 2045 bei 46 Prozent gehalten werden, gleichzeitig soll der Beitragssatz in diesem Zeitraum nicht über 25 Prozent steigen. Das Rentenniveau beschreibt die Höhe der gesetzlichen Rente eines Durchschnittsverdieners nach 45 Beitragsjahren im Verhältnis zum aktuellen Durchschnittslohn – derzeit liegt es bei rund 48 Prozent. Nach Berechnungen des Arbeitsministeriums droht es bei der aktuellen Gesetzeslage bis zum Jahr 2045 auf 41,7 Prozent zu fallen.

Verbesserungen soll es darüber hinaus bei der Erwerbsminderungsrente geben. Sie soll von 2018 bis 2024 in mehreren Schritten steigen. Das geschieht, indem die Rente nach und nach so berechnet wird, als hätte der Beschäftigte bis zum Alter 65 Jahre gearbeitet. Derzeit gilt eine Hochrechnung bis zum Alter 62 Jahre. Außerdem will die Regierung die betriebliche Altersvorsorge stärken (mehr dazu bei Frage 3). Parallel gibt es einen Zuschuss auf die jährliche Grundzulage der Riester-Rente: 165 statt 154 Euro sollen es demnächst sein.

Die größte Schwierigkeit ist, die Pläne zu finanzieren. Andrea Nahles selbst rechnet damit, dass sich die jährlichen Ausgaben auch ohne Umsetzung ihrer Pläne bis im Jahr 2045 auf rund 720 Milliarden Euro fast verdreifachen werden.

Das ist insgesamt eine kaum zu schulternde Last für Beitrags- und Steuerzahler – insbesondere mit Blick auf kommende Generationen. „Wenn es nach diesem Gesamtkonzept geht, gibt die Bundesregierung Geld aus, das sie nicht hat und nimmt es von Menschen, die meist noch nicht wählen können“, kritisiert etwa Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Vor allem die Haltelinien bei Rentenniveau und Beitragssatz seien verantwortungslos und vorrangig zulasten junger Menschen.

Zwar suggerieren die Rentenpläne, dass die gesetzliche Rente gestärkt wird. Dennoch wäre es blauäugig, sich einzig darauf zu verlassen. Denn die Reformvorschläge erscheinen nicht nachhaltig, was schon der Blick auf die immensen Kostensteigerungen für die gesetzliche Rente zeigt. Hinzu kommt: Die Maßnahmen erreichen vor allem die ab 1970 Geborenen kaum. Für sie wird es auch weiterhin nicht möglich sein, ihre Ruhestandsphase finanziell ohne ergänzende Vorsorge zu sichern. Und bei höheren Einkommen fällt die Rentenlücke nochmals größer aus – daran ändern auch die Nahles-Pläne nichts.

Immerhin will die Regierung auch die ergänzende Altersvorsorge stärken – insbesondere die betriebliche. Der ab Januar 2018 auf acht Prozent erhöhte steuerliche Förderrahmen für die Varianten Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds macht die betriebliche Altersvorsorge (bAV) noch attraktiver für Sparer. Diese sind aber auch gut beraten, bereits jetzt bestehende Chancen in der bAV zu nutzen; sie können sich beispielsweise eine höhere Flexibilität mit Kapitalwahlrecht und eigenen Wünschen zur Kapitalanlage sichern, was ab 2018 bei einer Tarifvertragslösung wegfallen muss. Um die passende Lösung zu finden, sollte sich jeder gezielt beraten lassen.

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