PKV: Fakten zu Beitragsanpassungen

Einige Fakten zur Einordung der aktuellen Debatte um Prämienerhöhungen in der privaten Krankenversicherung.

In Politik und Medien führen die aktuellen Beitragserhöhungen in der PKV zu einigen Diskussionen.  Darin ist teilweise davon die Rede, der „Beitragsschock“ lege grundsätzliche Probleme der privaten Krankenversicherung offen, für viele Privatpatienten sei ihre Versicherung mittlerweile „zum Risiko geworden“.

Der Blick auf die wichtigsten Fakten zeigt ein anderes Bild:

  • Aus gesetzlichen Gründen dürfen Versicherer die PKV-Beiträge nur anpassen, wenn die tatsächlichen von den kalkulierten Versicherungsleistungen und Sterbewahrscheinlichkeiten um mehr als fünf Prozent abweichen. In diesem Fall müssen auch die entstandenen Kosten der Vorjahre berücksichtigt werden. Dadurch kann es vereinzelt zu sprunghaften Anstiegen kommen. Bei den aktuellen Beitragserhöhungen in der Bisex-Tarifwelt spielen zusätzlich die Absenkung des Rechnungszinses, sinkende Stornos und Bestandsumwandlungen eine Rolle.
  • Vor allem PKV-Versicherte in älteren Bisex-Bestandstarifen sind betroffen. Diese konnten in den vergangenen Jahren mangels auslösender Faktoren nicht angepasst werden und sind größtenteils noch auf einer anderen Basis kalkuliert, z.B. einem höheren Rechnungszins von 3,5 Prozent. In den Unisex-Tarifen des Neugeschäfts sind diese Faktoren bereits eingepreist und haben keine Auswirkung.
  • Die Beiträge in der GKV werden im Vergleich zwar weniger spektakulär, dafür aber durch die jährliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) kontinuierlich angehoben. Davon wäre jeder privatversicherte Arbeitnehmer betroffen, wenn er in die GKV wechseln würde, weil er dort den Höchstbeitrag zahlen müsste. So sind diese in der GKV zwischen 2012 und 2016 um mehr als 12,2 Prozent gestiegennämlich von 592,86 Euro auf 665,29 Euro. Und das erfolgt automatisch, ohne dass die Versicherten darüber ausdrücklich informiert werden. Gesetzliche Versicherte mit einem Verdienst an der BBG oder darüber zahlen 2016 mit monatlich 665,29 Euro 4,05 Prozent mehr als im Vorjahr. Grund dafür sind sowohl die Erhöhung der BBG als auch der um durchschnittlich 0,2 Prozentpunkte höhere Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel. Übrigens: Der GKV-Spitzenverband prognostiziert einen Zusatzbeitrag von 1,8 Prozent im Jahr 2018.
  • Die Steigerung ist damit fast identisch mit den durchschnittlich 4,1 Prozent, die der Analysedienst map-report für einen Großteil der PKV-Unternehmen errechnet hat (Quelle: PKV Verband).
  • Aber entscheidend bei einem PKV-Schutz sind ohnehin die hochwertigen Leistungen. Sie sind ein Leben lang vertraglich garantiert und können nicht – wie in der GKV – einseitig vom Versicherer gekürzt werden. Dadurch nehmen PKV-Versicherte stets in vollem Umfang am medizinischen Fortschritt teil und profitieren dauerhaft von einer garantiert guten medizinischen Versorgung. Zusätzlich bilden Privatversicherte eine Demografievorsorge in Form einer Alterungsrückstellung. Diese fehlende Vorsorge in der GKV wird zu weiteren Beitragssteigerungen führen.
  • Wie Analysen zeigen, gehen die Versicherer sehr unterschiedlich vor. Umso wertvoller ist ein systematischer Versicherer- und Produktauswahlprozess. Ausgehend von den Kundenbedürfnissen müssen beim Auswahlprozess sowohl Aspekte des Versicherungsunternehmens wie die finanzielle Stärke, als auch Merkmale des Produktes wie Flexibilitäten bewertet werden.
  • In den Fällen, in denen ein Versicherer die Beiträge deutlich erhöht, kann eine Tarifoptimierung sinnvoll sein. Dabei sollten zuerst die Möglichkeiten innerhalb der Gesellschaft geprüft werden. Durch einen Wechsel innerhalb der Gesellschaft behält sich der Kunde sämtliche Rechte und Anwartschaften, die er sich im Laufe seiner Versicherungszeit erworben hat.

In vielen Fällen liegt trotz Beitragsanpassung der Beitrag für eine PKV unter dem Höchstbeitrag der GKV. Hier muss auf jeden Fall auch eine Zeitraumbezogene Analyse durchgeführt werden. Insbesondere Familien mit Kindern sollten berücksichtigen, dass die Kinder absehbar ihren eigenen Krankenversicherungsschutz durch Ausbildung und Berufstätigkeit selbst finanzieren und diese Prämien für die Eltern wegfallen.

Ebenso sind die unterschiedlichen Szenarien im Alter zu betrachten. Die Verbeitragungen in der GKV unterscheiden sich für Pflichtversicherte und freiwillig in der GKV Versicherte derzeit bereits deutlich! Neben den Leistungsunterschieden sind die finanziellen Auswirkungen eines Verbleibs in der GKV abhängig von der individuellen Mandantensituation – so sind ggf. bspw. Mieteinkünfte oder Einkünfte aus betrieblicher Altersversorgung relevant. Darüber hinaus ist zu beleuchten, inwieweit die Krankenversicherung der Rentner (KVdR) eine Rolle spielen kann oder auch nicht.

Vielfältige Permutationen sind möglich, weshalb Pauschalaussagen zur individuellen Situation bzgl. der eigenen Krankenversicherung definitiv nicht hilfreich sind. Hier gilt es, die persönliche Entwicklung zu antizipieren, sinnvolle Parameter zu setzen und das Szenario im Zeitverlauf abzugleichen. Nur so kann die Wahl der eigenen Krankenversicherung – unabhängig von gesetzlicher oder privater – erfolgreich sein… und dauerhaft auch bleiben!

 

Weitere Informationen

Der PKV-Verband hat eine sehr interessante Broschüre erstellt, die weitere Details und Fakten dazu anführt:
zur Broschüre

sowie einen sehr interessanten Artikel:
Diskussion über Prämienerhöhung: Beitragssteigerungen in der GKV nicht ignorieren

Details zur Beitragskalkulation in der PKV

 

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